OT Security
Sicherheitsstrategie für Alt-Systeme: Auch ältere OT-Umgebungen können geschützt werden
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Von Klaus Stolper, Sales Director DACH bei TXOne Networks
Die Frage, wie veraltete Systeme in der Betriebstechnologie (Operational Technology, OT) richtig geschützt werden können, ist für viele Unternehmen entscheidend. Besonders in Produktionsumgebungen sind Maschinen und Geräte im Einsatz, die oft 10, 15 oder sogar 20 Jahre alt sind. Diese Alt-Systeme laufen häufig auf veralteten Betriebssystemen wie Windows XP oder älter, die keine ausreichenden Sicherheitsvorkehrungen bieten. Updates oder Patches, wie sie in der IT üblich sind, sind oft nicht möglich, da die Maschinen für eine Aktualisierung abgeschaltet werden müssten. Dies könnte zu Produktionsstillständen führen, die erhebliche finanzielle Schäden verursachen. Anders als in der IT, wo der Ausfall eines Bürocomputers einfacher verkraftet werden kann, hat die Ausfallsicherheit in der OT oberste Priorität.
Industrie 4.0: Herausforderungen durch Vernetzung veralteter Systeme
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Die digitale Transformation im Zuge von Industrie 4.0 führt dazu, dass auch alte Systeme zunehmend an interne Netzwerke und das Internet angeschlossen werden. Diese Vernetzung ist oft unvermeidlich, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, da sie Produktivität und Effizienz steigert. Gleichzeitig stellt sie eine erhebliche Bedrohung dar. Alt-Systeme mit bekannten Schwachstellen sind meist nicht für die Anbindung ans Internet konzipiert und eröffnen Cyberkriminellen potenzielle Einfallstore.
Die Konsequenzen eines Angriffs können für Unternehmen im OT-Bereich verheerend sein: Produktionsausfälle, hohe finanzielle Einbußen, Geldstrafen oder sogar Schäden an Maschinen. In sensiblen Branchen wie der chemischen Industrie könnten solche Angriffe schlimmstenfalls lebensgefährliche Szenarien herbeiführen.
Gesetzliche Rahmenbedingungen: Ein erster Schritt, aber kein Allheilmittel
Die Europäische Union reagiert mit neuen Regularien wie der NIS2-Richtlinie und dem Cyber Resilience Act (CRA), die Unternehmen dazu verpflichten, ein Mindestmaß an Sicherheit in ihren OT- und IoT-Umgebungen umzusetzen. Doch selbst wenn alle Vorschriften eingehalten werden, bedeutet das nicht automatisch, dass ein Netzwerk sicher ist. Angesichts immer professionellerer Angriffe, die durch den Einsatz moderner Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI) noch verstärkt werden, bleibt eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Sicherheitsstrategien unerlässlich.
Fokus auf OT Security: Maßnahmen für Alt-Systeme
Unternehmen sollten der OT-Sicherheit einen zentralen Platz in ihrer Cyber-Sicherheitsstrategie einräumen, insbesondere wenn sie mit Alt-Systemen arbeiten. Folgende Ansätze sind entscheidend:
Risikomanagement
Unternehmen sollten zunächst die Kritikalität ihrer Systeme bewerten. Dabei gilt es, gezielte Schutzmaßnahmen für besonders kritische Anlagen zu priorisieren. Auf diese Weise werden Ressourcen effizient eingesetzt, ohne unnötig Zeit und Budget für weniger relevante Bereiche aufzuwenden.
Spezifische Schutzgeräte einsetzen
Der Einsatz von OT-spezifischen Netzwerkgeräten kann veraltete Systeme effektiv absichern. Diese Geräte fungieren als Schutzschilde und bieten virtuelle Patching-Funktionen, sodass Alt-Systeme mit modernen Sicherheitsmethoden geschützt werden können, ohne dass das Betriebssystem selbst aktualisiert werden muss.
Passwörter durch Biometrie ersetzen
Passwörter werden zunehmend unsicher, da sie durch den Einsatz von KI einfacher gestohlen werden können. Biometrische Authentifizierung, etwa per Fingerabdruck, bietet hier eine deutlich sicherere Alternative.
Trennung von IT- und OT-Netzwerken
Um OT-Geräte vor Angriffen aus der IT-Umgebung zu schützen, sollten IT- und OT-Netzwerke physisch und virtuell voneinander getrennt werden. Eine sogenannte Virtual Air Gap stellt sicher, dass OT-Systeme nur über gesicherte Verbindungen erreichbar sind und vom Rest der Unternehmens-IT abgeschirmt bleiben.
Mikrosegmentierung
Die Mikrosegmentierung innerhalb der OT-Netzwerke ermöglicht eine gezielte Kontrolle des Datenverkehrs zwischen einzelnen Geräten und Maschinen. Dabei können Angriffe frühzeitig erkannt und isoliert werden. Durch die Aufteilung in kleinere Zonen mit strikten Sicherheitsrichtlinien wird verhindert, dass ein Hacker, der in eine Zone eindringt, die gesamte OT-Umgebung kompromittiert.
Sicherheit für Alt-Systeme ist möglich
Im Zuge der digitalen Transformation und der Implementierung von Industrie 4.0 stehen Unternehmen vor der Herausforderung, ihre oft veralteten Produktionssysteme zu sichern. Diese Systeme können aufgrund ihrer Konstruktion selten ausgetauscht oder aktualisiert werden, was sie anfällig für Cyberangriffe macht.
Mit einer gezielten OT-Sicherheitsstrategie können Unternehmen jedoch den Schutz dieser Alt-Systeme sicherstellen und sich gleichzeitig die Vorteile der Vernetzung zunutze machen. Der Schlüssel liegt in einem OT-nativen Ansatz, der speziell auf die Anforderungen von Betriebstechnologie zugeschnitten ist. Durch die Kombination von Risikomanagement, modernen Schutztechnologien und organisatorischen Maßnahmen können Unternehmen ihre OT-Umgebungen gegen Cyber-Bedrohungen absichern und ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig erhalten. Die Digitalisierung mag neue Risiken schaffen, doch sie bietet auch Lösungen, die Unternehmen nutzen können, um sicher und innovativ in die Zukunft zu gehen.