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Liebe macht blind: Wenn aus Online-Dating Love-Scamming wird

Liebe macht blind: Wenn aus Online-Dating Love-Scamming wird

Von Jelle Wieringa, Security Awareness Advocate bei Knowbe4

Jelle Wieringa, Security Awareness Advocate bei KnowBe4

Es ist eine Entwicklung der letzten Dekade, dass die Liebe nicht mehr nur in der Schule, Universität, auf der Arbeit oder in Diskotheken gesucht wird. Neben zahlreichen Dating-Formaten im Fernsehen, erfreuen sich mehr und mehr Nutzer von Online-Datingportalen an der Suche nach der großen Liebe. Doch ist es im Internet schon immer so, dass die Absichten der beiden Parteien erst bei einem Treffen ans Tageslicht, sozusagen aus der virtuellen in die reale Welt kommen.

Es scheint so einfach zu sein. Es gibt Dating-Apps, bei denen es auf die äußeren, bei anderen aber nur auf die scheinbar inneren Werte ankommt. In Zwickau kam es jüngst zu einem Zwischenfall, der uns allen zu denken geben sollte, ob wir das Internet, oder das Internet eher uns im Griff hat. Kann es sein, dass es Bereiche gibt, in denen wir auf herkömmliche, statt digitale Wege setzen sollten? Eines ist sicher: Im Internet sollte stets besondere Vorsicht an den Tag gelegt werden.

Liebe macht blind, und so verliebte sich ein 40-jähriger Mann aus Zwickau in einen Betrüger . Davon wusste er selbstverständlich nichts. Bei dem Betrug handelt es sich um das sogenannte Love-Scamming. Dem Ausnutzen der Gefühle des Opfers, um an Informationen, aber zumeist Geld zu gelangen. Der Mann fand eine 21-jährige Frau aus Tschechien im Internet und zahlte ihr beinahe 25 000 Euro sowie drei Handys, für die zusätzliche Verträge abgeschlossen wurden. Mit dem Geld sollten scheinbar Medikamente und ein Auto gekauft werden. Es sei nur geliehen. Der Zwickauer wollte erneut Geld in einer Bankfiliale am Dr.-Friedrichs-Ring abholen, doch rief eine Bankangestellte die Polizei, um den Fall zu prüfen. Vor der Bank wurden dann die 21-jährige Frau und drei weitere Personen gefasst. Sowohl die Frau, als auch ein 23-jähriger Mann stehen unter Tatverdacht und wurden festgenommen. Über die Hälfte des Geldes konnte glücklicherweise sichergestellt werden, auch die drei Handys wurden bei einer Hausdurchsuchung gefunden.

Polizei empfiehlt Vorsicht im Internet

„Es geht den Tätern nur ums Geld, eine persönliche echte Verbindung war und ist nie vorgesehen“, so das Landeskriminalamt Sachsen. Es ist besondere Vorsicht walten zu lassen, denn Liebes-Abzocke ist keine Erfindung der Neuzeit. Die Anzahl der Fälle sei in den letzten Jahren zwar gesunken, jedoch steigt die Summe des Schadens insgesamt weiter an. In Sachsen sind in 2019 insgesamt 299 Fälle angezeigt worden. 229 davon konnten nicht abgewendet werden. Die Schadensumme beläuft sich auf 3 559 518 Euro. Besonders interessant ist der Fakt, dass es sich bei 76,5 Prozent der Opfer um Frauen zwischen 45 und 65 Jahren handelt.

Dabei gehen die Täter eigentlich immer gleich vor. Über Social Media nehmen die Kriminellen Kontakt auf. Danach wird über Wochen oder sogar Monate ein Vertrauensverhältnis aufgebaut. Die Täter sind Profis, weshalb ihnen die psychologische Manipulation leichtfällt. Eine erfundene Notlage soll dann sämtliche Skepsis bei der Zahlung einer Summe überschatten.

Der Fall zeigt, wie einfach es ist, die Gefühle einer Person im Internet zu manipulieren. Ganz ähnlich gehen Cyberkriminelle vor, die mit Phishing-E-Mails auch Büromitarbeiter zum Klick verleiten wollen. Scamming beispielsweise das Microsoft-Scamming, bei dem ein angeblicher Service-Mitarbeiter eines Dienstleisters im Auftrag von Microsoft angreift, ist die wohl bekannteste Variante. Love-Scamming muss daher nicht ausschließlich für den monetären Gewinn durch eine verliebte Privatperson eingesetzt werden, sondern kann auch für das Eindringen in das Unternehmensnetzwerk eingesetzt werden. Die Währung, mit der die Cyberkriminellen handeln ist Vertrauen. Es ist darüber hinaus auch vorstellbar, dass gerade in Zeiten von Home Office auch Unternehmen durch Fehler, welche deren Mitarbeiter im Privaten begehen, bedroht sind. Konkret sollten Unternehmen investieren, um sich beispielsweise vor Cyberangriffen zu schützen.

Die Federal Trade Commission aus den USA (FTC) hat einige gute Hinweise:

  • Schicken Sie niemals Geld oder Geschenke an eine Liebste, die Sie nicht persönlich kennengelernt haben
  • Gehen Sie es langsam an, stellen Sie Fragen und suchen Sie nach inkonsistenten Antworten
  • Sprechen Sie mit Familie und Freunden über neue Liebesinteressen und achten Sie auf ihre Bedenken
  • Wenn Sie einen Liebesbetrug vermuten, brechen Sie den Kontakt sofort ab
  • Melden Sie den Betrug bei der FTC unter ftc.gov/complaint
  • Benachrichtigen Sie die Dating- oder Social-Media-Website, auf der Sie den Betrüger getroffen haben

Fazit

Um sich gegen solche Attacken zu wappnen, sollten Unternehmen in den Aufbau einer „menschlichen Firewall“ investieren. Dafür müssen alle Mitarbeiter mit einem fortgeschrittenen Security-Awareness-Training und darin enthaltenen regelmäßig durchgeführten simulierten Phishing-Tests geschult werden. Die Trainings unterstützen die Mitarbeiter dabei bösartige E-Mails und Webinhalte zu erkennen. Verbunden mit den Erfahrungswerten, die Mitarbeiter im Laufe der Zeit im Umgang mit diesen Angriffen entwickeln, erhöhen sich die Chancen für eine erfolgreiche Abwehr eines Angriffs. Mitarbeiter können ein Plug-In namens Phish-Alert-Button in ihr Outlook installieren. Dies ist ein Knopf, bei dem die Betroffenen bedrohlich wirkende E-Mails direkt und einfach melden können, sodass der Absender direkt bei allen Geräten der Organisation in Quarantäne gesetzt wird und erst nach Überprüfung darüber entschieden wird, ob Mails von ihm weiterhin geöffnet werden dürfen. Der Button vereinfacht diesen Prozess erheblich.