Trojaner-Auslieferung über Google Drive
Palo Alto Networks meldet neue Malwareattacken
München, den 28. Juli 2016 – Das Anti-Malware-Team von Palo Alto Networks, Unit 42, hat einen „9002“-Trojaner entdeckt, der mittels einer Kombination aus verkürzten Links und einer auf Google Drive geteilten Datei am Bestimmungsort ausgeliefert wird. Bei dieser Methode kam auch ein von den Akteuren gesteuerter Server zum Einsatz, auf dem ein benutzerdefiniertes Umleitungsskript vorgehalten wurde, um erfolgte Klicks bei den Ziel-E-Mail-Adressen zu erfassen. Der zuletzt beobachtete Angriff beruht auf einem verkürzten Link (in diesem Fall mithilfe des URL-Verkürzungsdienstes TinyURL), der eingesetzt wurde, um einen 9002-Trojaner auszuliefern.
Bei diesem Angriff führt der verkürzte Link zu einer Zip-Datei auf Google Drive. Die ausführbare Datei im Zip-Archiv ist ein Trojaner, welcher ein Köderdokument und eine ausführbare Datei im System speichert und dann beide öffnet. Die ausführbare Datei verwendet das PowerPoint-Symbol, um das Opfer dazu zu verleiten, die vermeintliche Präsentation und damit die ausführbare Datei zu starten.
Der enthaltene Dropper erstellt einen zufällig benannten Ordner, um darin die legitime ausführbare Datei RealNetworx.exe zu speichern. Die Akteure nutzen diese, um nebenbei eine DLL (MPAMedia.dll), also eine dynamische Programmbibliothek, herunterzuladen. Diese überprüft zunächst, ob die Systemzeit später als 20. Mai 2016 ist, wahrscheinlich um eine Sandbox zu umgehen. Dann werden eine „Main.dll“-Datei geladen und exportierte Funktionen abgerufen, um über Shellcode den eigentlichen Funktionscode des Trojaners abzurufen. Der 9002-Trojaner kommuniziert daraufhin mit der Domain logitechwkgame[.]com, die zum Command-and-Control (C2)-Server führt.
Die Verwendung von Google Drive für das Hosting schädlicher Dateien ist keine neue Taktik bei Angriffen. So lässt sich zwischen anderem legitimen Datenverkehr von einer bekannten Hosting-Plattform das Herunterladen von Malware einfach verschleiern. Die Akteure nutzen immer noch Spear-Phishing als ihre primäre Angriffsmethode. Da die Technik mittlerweile recht bekannt ist, sind die Empfänger vielleicht vorsichtiger geworden, wenn es darum geht, verdächtige E-Mail-Anhänge oder Links zu öffnen. Da Spear-Phishing immer weniger erfolgreich ist, müssen die Angreifer neue Methoden finden, um erfolgreich Malware auszuliefern. Die Nutzung eines URL-Verkürzungsdienstes und eines Umleitungsservers erhöht die Chancen für einen erfolgreichen Angriff, da es schwieriger ist, die Legitimität des Links einzuschätzen.
Die Infrastruktur im Zusammenhang mit den untersuchten Samples des 9002-Trojaners wurde bereits bei früheren Angriffen auf Myanmar und andere asiatische Ländern verwendet, einschließlich einer möglichweise noch laufenden Kampagne gegen Taiwan. Dabei wurde Poison Ivy als Nutzlast transportiert. Allerdings sind die Ergebnisse interessant in Bezug auf die Art und Weise, wie die Akteure ihre Techniken anpassen.