SafeNet: 3D-Druck und seine Gefahren
– von Thorsten Krüger, Director Regional Sales Germany & Austria bei SafeNet und Ansgar Dodt, Vice President, Software Monetization EMEA bei SafeNet –
3D-Druck in aller Munde
Waffen, Lampen und Pizza frisch aus dem Drucker. Was sich noch vor wenigen Jahren wie eine Episode aus dem Star-Trek-Universum anhörte, ist heute technisch problemlos machbar. Mit ihren scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten stellen 3D-Drucker die Herstellung von Massenartikeln und Einzelstücken gehörig auf den Kopf. Kein Wunder, dass Experten bereits von einer sich anbahnenden dritten industriellen Revolution sprechen, die die Weltwirtschaft umkrempelt. Riesige Technologiekonzerne wie mittelständische Spezialanbieter, große Entwicklungsbüros und kleine Ingenieur-Teams sind davon gleichermaßen betroffen.
So sieht Gartner den 3D-Druck bereits auf der Höhe des Hypecycles. In fünf bis zehn Jahren soll das Thema im Massenmarkt ankommen. Schon jetzt sind Geräte für Privatkunden erschwinglich– mit einem Einstiegspreis von unter 1000 Euro. Geht es nach den Technik-Vordenkern kann bald jeder alles drucken – von einfachen Kunststoffersatzteilen bis hin zur Pizza aus organischer Tinte. Die Möglichkeiten erscheinen erst einmal unbegrenzt.
Ein weiteres Einsatzszenario ist die Individualisierung von Massenartikeln. Nokia ist bereits auf den Zug aufgesprungen und hat Anfang 2013 ein 3D-Development Kit für die hintere Gehäuseschale des Lumia 820 veröffentlicht. Die Handybesitzer können sich die Vorlagen herunterladen, nach ihren Vorstellungen anpassen und dann auf einem 3D-Printer ausdrucken. Was hier als „Open-Source-Modell“ das Potenzial dieser Technik zeigt, demonstriert zugleich die Probleme: Wie können Firmen verhindern, dass auf Tausch-Plattformen die Druckdaten fertiger Modelle im Netz zirkulieren? Wie den unrechtmäßigen „Nachdruck“ im großen Stil in Hinterhoffirmen verhindern? Mit riesen Schritten erreicht damit ein Thema die produzierende Industrie, das in Form von Tauschbörsen bereits der Musikindustrie größte Schwierigkeiten bereitet.
Werden 3D-Druckdateien gestohlen, gehackt oder unrechtmäßig weitergegeben, an denen Entwicklerteams jahrelang gearbeitet haben, kann dies Unternehmen in den Ruin treiben und Arbeitsplätze kosten. Wie können Unternehmen sich rüsten, um ihr geistiges Eigentum zu schützen und gleichzeitig aus diesem Marktumbruch als Gewinner hervorgehen?
Die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigen, dass ein zweistufiges Konzept zum Schutz wertvoller Daten am effektivsten ist. Stufe eins umfasst sämtliche Präventionsmaßnahmen wie Datenbankverschlüsselung oder Multifaktor-Authentisierung, um das Netzwerk und die Daten vor unerlaubtem Zugriff zu schützen. Stufe zwei beinhaltet keine konkrete Handlung, sondern einen Paradigmenwechsel. Verantwortliche in den Unternehmen müssen sich mit dem Gedanken anfreunden, dass Prävention allein nicht reicht und eines Tages Daten kompromittiert werden. Dieses Eingeständnis bedeutet keine Kapitulation vor dem Unvermeidbaren. Aber eine ehrliche Sicherheitsstrategie muss akzeptieren, dass trotz aller Maßnahmen wichtige Daten in die falschen Hände geraten könnten. SafeNet hat dafür den Begriff „Secure the Breach“ geprägt. Damit ist gemeint, dass bedrohte Daten im Fall der Fälle sofort vernichtet oder zumindest unbrauchbar gemacht werden. Der Schaden wird damit begrenzt und der Inhalt vor Missbrauch gesichert. Die Technologie dahinter ist altbekannt: Verschlüsselungslösungen bewähren sich bereits seit Jahren in der Praxis.
Mit einer richtig im Unternehmen installierten Verschlüsselungslösung sind sensible Unternehmensdaten auch Falle eines Datenbruchs vor Missbrauch geschützt. Selbst wenn Daten entwendet wurden – ohne den richtigen Schlüssel sind sie unbrauchbar
Neben dem generellen Schutz der Daten sollten die Hersteller auch rechtzeitig ein flexibles Lizenzierungsmodell einführen. Die Lizenzierung von Software und eine nutzungsabhängige Lizenzierung sind heute bereits bekannte Problemstellungen für die technische Lösungen ausgereift vorliegen. Diese sind auch auf den 3D-Druck übertragbar. So sollen zum Beispiel nur berechtigte Anwender die Druckdaten überhaupt verwenden dürfen und auch die Anzahl der Drucke können die Hersteller je nach Vereinbarung limitieren. Die Lizenzierungstechnologie wird dazu in die Applikation eingebunden, mit der Druckdateien für den Druck aufbereitet werden. Die Lizenz für den Druck selbst kann in einem Hardware-Dongle oder einer Software-basierten Lizenzdatei gespeichert oder zentral über die Cloud zur Verfügung gestellt werden.
Die nächsten Monate und Jahre werden zeigen, wie die verschiedenen Branchen mit dieser Herausforderung umgehen. Im Kleinen haben wir so einen Umbruch schon erlebt. Aus der Art und Weise wie die Musik- und Filmeindustrie mit der digitalen Transformation umgegangen ist, lassen sich viele Lehren ziehen. Eine davon ist sicherlich: Unter den Sicherheitsbedenken darf die Benutzerfreundlichkeit nicht leiden.