„Patient Zero“: Kaspersky Lab identifiziert die ersten fünf Stuxnet-Opfer
Neue Analyse: Infizierung über Lieferkette; erste Attacke nicht via USB-Stick
Moskau/lngolstadt, 11. November 2014 – Als der berühmt-berüchtigte Stuxnet-Wurm vor mehr als vier Jahren entdeckt wurde, galt das komplexe Schadprogramm als erste Cyberwaffe der Welt. Seitdem ranken sich viele Geschichten und offene Fragen um den Schädling. Nach einer Analyse von über zweitausend Stuxnet-Dateien können die Experten von Kaspersky Lab nun die ersten fünf Opfer von Stuxnet identifizieren und neue Erkenntnisse zum „Patient Zero“ sowie zur mutmaßlichen Infizierung präsentieren
Von Beginn war klar, dass es sich bei der gesamten Attacke um eine zielgerichtete Operation handelte. Der Code des Stuxnet-Wurms erschien professionell programmiert und exklusiv zu sein. Zudem gab es Hinweise darauf, dass sehr teure Zero-Day-Schwachstellen zum Einsatz kamen.
Allerdings war bis heute unbekannt, welche Art von Organisationen zuerst infiziert wurde und wie es der Schädling schlussendlich bis zu den Uran anreichernden Zentrifugen innerhalb streng geheimer Einrichtungen schaffen konnte.
Nach Erkenntnissen von Kaspersky Lab waren alle fünf Organisationen, die zu Beginn der Stuxnet-Kampagne attackiert wurden – also zwischen den Jahren 2009 und 2010 –, im ICS-Bereich (Industrial Control Systems) im Iran tätig, entweder um industrielle Steuerungssysteme (ICS) zu entwickeln oder um hierfür Materialien beziehungsweise Teile zu liefern.
Die fünfte von Stuxnet infizierte Organisation ist besonders interessant, weil diese neben anderen Produkten für die industrielle Automation auch Uran anreichernde Zentrifugen herstellt [2]. Das ist genau die Art von Anlagenteil, welche vermutlich das Hauptziel von Stuxnet war.
Offenbar gingen die Angreifer davon aus, dass diese Organisationen im Datenaustausch mit ihren Kunden stehen und somit der Schädling über die Zulieferer in die anvisierten Zieleobjekte eingeschleust werden kann.
Ein offensichtlich erfolgreicher Plan.
„Wenn man sich die Geschäftsfelder der ersten Opferorganisationen von Stuxnet genauer ansieht, erkennt man, wie die gesamte Operation geplant wurde“, so Alexander Gostev, Chief Security Expert bei Kaspersky Lab.
„Es handelt sich um ein klassisches Beispiel eines Angriffs auf eine Lieferkette, bei dem das Schadprogramm indirekt in die anvisierte Organisation, nämlich über das Partnernetzwerk eingeschleust wurde.“
Kaspersky Lab: Allererste Stuxnet-Attacke vermutlich nicht über USB-Stick
Darüber hinaus hat sich nach Erkenntnissen von Kaspersky Lab der Stuxnet-Wurm nicht ausschließlich über infizierte USB-Sticks verbreitet, die an PCs angeschlossen wurden. Diese bisher vermutete Theorie erklärte, wie Malware in eine Einrichtung eingeschleust werden konnte, die keine direkte Verbindung mit dem Internet hatte. Allerdings zeigt eine nähere Untersuchung der allerersten Attacke von Stuxnet, dass das erste Sample (Stuxnet.a) nur wenige Stunden jung war, als es auf einem PC der angegriffenen Organisation landete. Nach diesem straffen Zeitrahmen ist es nur schwer vorstellbar, dass ein Angreifer den Schadcode erstellt, ihn auf einen USB-Stick gepackt und innerhalb weniger Stunden in der anvisierten Organisation eingeschleust hat. In diesem Fall ist eine Infizierung über andere Techniken als die via USB wahrscheinlich.