Metaverse
Metaverse in der Eventbranche – wie sieht das genau aus?
„Go Virtual, Feel Real“
Das Metaverse für Events – kann die Technologie neue Impulse setzen? Mit den aufkommenden Web3.0-Technologien wie VR, Blockchain und NFT wird man vom Betrachter eines Events zum Akteur – sofern die Technologien richtig eingesetzt werden. Unsere Begegnungen und Interaktionen auf virtuellen Events verändern sich.
Wie genau das passiert, erläutern Larissa Steinbäcker, Co-CEO beim Unternehmen Proske GmbH und Christian Holtz, Digital Platform Specialist bei magnid , in diesem Gespräch.
Welchen Mehrwert kann die Eventbranche durch das Metaverse schaffen?
Larissa Steinbäcker: Die Corona-Pandemie mit ihren staatlich verordneten Infektionsschutzmaßnahmen hat Events jeder Art nachhaltig verändert und ein grundsätzliches Umdenken der Branche gefordert. Das Metaverse kann man zu Recht als die digitale Evolution von Meetings & Events betrachten, denn es ermöglicht auf digitalem Weg die Überbrückung von räumlichen Distanzen und die Schaffung von Nähe. So ermöglicht das Metaverse trotz großer Distanzen die aktive anstatt passiver Teilnahme an Veranstaltungen. Ein großer Unterschied zu Videokonferenzlösungen, in denen nur Bild und Sprache zählen, jedoch keine Gestik, Räumlichkeit oder Gestaltungsmöglichkeiten mit Avataren. Ein Mehrwert besteht auch darin, dass diese Form von Interaktion die Möglichkeit bietet, ablenkungsfrei neue Technologien zu integrieren und eine dauerhafte Speicherung von Informationen zu gewährleisten.
Christian Holtz: Das Metaverse in seinen verschiedenen Dimensionen gibt uns neue Möglichkeiten für Events. So kann man beispielsweise durch die Nutzung von VR (Virtual Reality) und AR (Augmented Reality) neuartige immersive Erlebnisse erzeugen. Das Metaverse mit seinen neuen Technologien ermöglicht es, Prozesse und Abläufe im Eventbereich zu vereinfachen, etwa die Blockchain für das Ticketing bzw. für Teilnahmebestätigungen. Selbst NFTs zur Markenbildung oder als Community-Element sind möglich. Ein wesentlicher Mehrwert des Metaverse besteht darin, dass sich durch den Einsatz der VR und AR-Technologie Kosten gegenüber Live-Events reduzieren lassen.
Darüber hinaus ermöglicht die Nutzung der VR-Technologie die Erweiterung der Teilnehmerkreise bei Events, denn auf diesem digitalen Weg lassen sich beliebig viele Teilnehmende zu einem Meeting, einer Messe oder einer Tagung einladen. Weiters werden durch den Einsatz derartiger Technologien auch immersive Erlebnisse ausgeprägt und es entsteht ein stärkerer Fokus auf das Erlebte. Dadurch erreicht man seine Zielgruppe genauer und profitiert von der Schnelligkeit im hier und jetzt.
Die Virtuelle Wunderwelt wird nach Ansicht von Christian Holtz das Tagungsgeschäft grundlegend verändern. Foto: Christian Holtz © Magnid GmbH
Man kann die Technologien als Building Blocks für einen Eventbaukasten verstehen. Sie sind die Basis, um neue Formen von Erlebnissen zu schaffen. Es kommt allerdings auf die Eventplaner an, diesen Tools Leben und Erlebnis einzuhauchen.
Wie verändert sich die Eventerfahrung mit dem Metaverse?
Larissa Steinbäcker: Diese Form von Event kreiert einen abgeschlossenen Raum, blendet die Realität aus und schafft so die Voraussetzung für die volle Konzentration der Teilnehmenden. Bild, Ton und auch Bewegung sind möglich, letzteres vor allem durch die Nutzung der eigenen Hände. Allerdings bedeutet ein Event im Metaverse nicht sofort, dass die Veranstaltung bereits hybrid ist, denn dazu braucht es neben den digital zugeschalteten Teilnehmenden auch real präsente Zuhörer bzw. Zuschauer.
Christian Holtz: Am besten lässt sich das Metaverse erleben, wenn man es selbst ausprobiert und seine eigenen Eindrücke sammelt, denn Worte beschreiben die Erfahrung im Metaverse nur unzureichend. Die wichtigsten Begriffe sind Fokus, Erlebnis und Immersion. Die Live-Erfahrung ermöglicht ein “Miteinander” von Teilnehmern im Raum, im Metaverse funktioniert Kommunikation nicht mehr “nur” über Bild und Sprache, sondern zusätzlich über Gesten, Raum und Bewegungen.
Inwiefern verändert sich die Kommunikation in einem Event im Metaverse im Vergleich zu klassischen Videokonferenzen?
Christian Holtz: Die größte Veränderung entsteht durch die Nutzung von VR für Events. Diese Technologie ermöglicht eine enge Zusammenarbeit wie in einem echten Raum. Man sieht die Gesten des anderen, man kann sich anderen Kollegen nähern oder entfernen – fast wie im richtigen Leben. Und gleichzeitig gibt es Funktionen, z.B. für Kollaboration, die es im echten Leben nicht gibt. Das erleichtert Lernen, Begreifen und Erleben deutlich und schafft damit zusätzliche Dimensionen der Erfahrung gegenüber Videokonferenzen.
Ein wichtiger Vorteil von VR und dem Metaverse besteht zudem darin, dass das im Metaverse Geschaffene vertraulich, abgeschlossen und persistent bleiben kann. Auch wenn der eigentliche Event vorüber ist, kann man – die Zugangsdaten vorausgesetzt – wieder eintreten, erleben und Inhalte konsumieren.
Laut einer Umfrage, sehen 81 Prozent der deutschen XR-Unternehmen das größte Potenzial im B2C-Markt. Stimmen Sie diesem Ergebnis zu?
Larissa Steinbäcker: Derzeit lässt sich das vor allem für die Generation Z und im Consumer-Bereich bejahen. Trotzdem wird das Metaverse auch im B2B-Bereich und ganz spezifisch im Eventbereich gerade bei internen Veranstaltungen seinen Platz finden. Großes Potenzial gibt es zudem in den Bereichen Workshops & Trainings, Launch Events sowie Networking Sessions. Hier hilft die Technologie, Schwächen rein virtueller Formate zu ergänzen und ermöglicht riesige Chancen z. B. Onboarding Sessions weltweit lebendiger zu gestalten. Selbst komplizierte Trainings zur Handhabung komplexer Maschinen lassen sich so einfach im Wohnzimmer abhalten, und zwar ganz nach den persönlichen Erfordernissen und Bedürfnissen der Trainierenden.
„Die Metaverse wird die Interaktion virtueller Events für die Teilnehmer vermehrt erlebbar machen.“ Foto: Larissa Steinbäcker © Proske GmbH
Christian Holtz: Ein großer Treiber für technologische Weiterentwicklungen kommt aus dem Gaming-Bereich. B2B holt gerade massiv auf, viele Unternehmen haben Fokusgruppen etabliert, um die Einsatzmöglichkeiten der Technologie zu untersuchen und anhand von Beispielprojekten zu testen. Sie investieren Zeit und Geld und beschäftigen sich bereits intensiv mit dem Metaverse und möglichen Implementierungsmethoden. Einige Unternehmen haben große Teile der Belegschaft mit VR-Brillen ausgestattet.
Wann werden wir das Metaverse erleben können?
Larissa Steinbäcker: Wir sind schon mittendrin! Proske nutzt Metaverse bereits für interne Meetings, um gemeinsam zu kreieren und gestalten. Mit Kunden werden schon jetzt Best Practices und Konzepte für Veranstaltungen erstellt. Ziel ist es, gerade im Eventbereich die Verknüpfung mit bestehenden Plattformen wie magnid als Gateway zum Metaverse zu schaffen. So stehen Lehrinhalte weiter zweidimensional zur Verfügung und können bei Bedarf punktuell durch den Einsatz von 3D-Brillen ergänzt werden, z.B. um Teilnehmer beim Networking wirklich zu involvieren.
Christian Holtz: Das Metaverse ist da und rückt immer stärker ins Bewusstsein. Die Entwicklungen sind rasant und die nächsten 5 Jahre werden weitaus mehr Veränderung zeigen als die vergangenen 20 Jahre. Das Metaverse wird sich einen Platz erobern. Zwar wird es kein Ersatz für vieles “Altbekannte” wie Videokonferenzen oder F2F sein, aber es wird ergänzen und neue, immersive Formate ermöglichen. Das Metaverse bietet durch neue Technologien die Möglichkeit, Funktionen und Fähigkeiten direkt zu verknüpfen und zu integrieren um so beispielsweise in den Bereichen eCommerce gänzlich neue Erfahrungen, Markenerlebnisse und Destinationen zu schaffen. Es schafft durch seine Abgeschlossenheit und vertrauliches Arbeiten in der Gruppe die Möglichkeit für intensive Kollaboration auch an sensiblen Themen im Team, auch über räumliche Distanzen hinweg.
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