Colt Statement zum Gutachten der Wirtschaftsweisen
5G-Netze werden ohne Glasfasern nicht funktionieren
Süleyman Karaman kritisiert Vorschläge der Wirtschaftsweisen
Der Sachverständigenrat zur wirtschaftlichen Entwicklung empfiehlt der Bundesregierung in seinem Jahresgutachten 2018/2019, nicht nur auf Glasfasern zu setzen. Süleyman Karaman, Geschäftsführer der Colt Technology Services GmbH in Deutschland, kritisiert die Wirtschaftsweisen dafür und nimmt zu ausgewählten Vorschlägen Stellung.
Jahresgutachten, Kapitel 1.V1, Absatz 136: Mit dem technologischen Wandel gingen in der Vergangenheit große Produktivitätssteigerungen einher. Ob sich diese im Prozess der Digitalisierung ebenfalls einstellen werden, ist ungewiss. […] Wenn sich der technologische Wandel insgesamt beschleunigt, könnte die Digitalisierung daher ein Potenzial für größere Steigerungen der Produktivität in der Zukunft bereithalten. Die Voraussetzung für eine möglichst effiziente Anpassung und Nutzung der sich daraus ergebenden Chancen sind jedoch die richtigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen für Unternehmen, Beschäftigte und Konsumenten.
Süleyman Karaman: Unternehmen steigern ihre Produktivität durch die Digitalisierung vor allem dann, wenn ihnen schnelle und sichere Netzwerkverbindungen zur Verfügung stehen. Je länger der Netzausbau dauert, desto später können Unternehmen von den Vorteilen des digitalen Wandels profitieren. Ein schneller Internetzugang und eine zuverlässige Verbindung in die Cloud sind international gesehen kein Wettbewerbsvorteil mehr, sondern eine Selbstverständlichkeit wie ein funktionierender Stromanschluss. Die Wirtschaftsweisen haben deshalb recht, wenn sie die Bundesregierung auffordern, die richtigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen zu schaffen. Die Vergangenheit hat dabei gezeigt, dass Monopole der falsche Weg sind, um Infrastrukturinvestitionen voranzubringen. Stattdessen sollte die Bundesregierung auf den Wettbewerb setzen und Unternehmen unterstützen, die moderne Glasfasernetze bauen.
Jahresgutachten, Kapitel 1.V2, Absatz 146: Für zukünftige Anwendungen, wie autonomes Fahren oder Telemedizin, werden zwar aller Voraussicht nach höhere Verbindungsgeschwindigkeiten notwendig werden, womit sich bereits aus diesen Plänen ein Nachholbedarf für Deutschland ergibt. Es ist jedoch unklar, wo und mit welcher Technologie diese Geschwindigkeiten am effizientesten erreicht werden können. […] Jedoch ist der Effekt von Breitbandinternet statistisch nicht von mobilem Internet unterscheidbar. Aus einer Kosten-Nutzen-Perspektive ist es daher fraglich, ob der flächendeckende Ausbau auf nahezu 100 % mit einer bestimmten Technologie – der Glasfasertechnologie – verfolgt werden sollte.
Süleyman Karaman: Es ist erfreulich, dass sich die Wirtschaftsweisen mit den Auswirkungen der Digitalisierung beschäftigen. Ihre Schlussfolgerungen sind jedoch falsch. Mit welcher Technologie die benötigten Verbindungsgeschwindigkeiten am effizientesten erreicht werden können, ist nicht unklar. Das ist Glasfaser. Unklar ist nur, wie die Wirtschaftsweisen zu ihrer Einschätzung kommen. Kupferleitungen stoßen an ihre Grenzen, insbesondere bei der Bandbreite im Upload, die für die Nutzung von Cloud-Anwendungen so wichtig ist. Dagegen ist die Leistungsfähigkeit der im Glasfasernetz genutzten Lichtwellenleitertechnologie unvorstellbar hoch, die Bandbreiten sind mit anderen Techniken nicht annähernd zu erreichen. Glasfaser ermöglicht Geschwindigkeiten von bis zu 100 Gbit/s und ist so auch für den Datenverkehr der Zukunft vorbereitet. Immer mehr Unternehmen benötigen hohe Bandbreiten und sind auf zuverlässige und sichere Verbindungen angewiesen. Mobiles Internet ist nicht immer in Unternehmensgebäuden verfügbar und bei weitem nicht so sicher wie der Transport von Daten über dedizierte Glasfaserkabel.
Jahresgutachten, Kapitel 1.V2, Absatz 152: Laut Koalitionsvertrag sollen für den Ausbau der Glasfasernetze die Erlöse aus der Vergabe von Mobilfunklizenzen (UMTS und 5G) eingesetzt werden. Dadurch wird die Glasfaser- gegenüber der Funk-Technologie bevorzugt. […] Dabei dürfte für viele Anwendungen der Ausbau der Mobilfunknetze wichtiger sein als eine nahezu 100 %-Abdeckung mit leitungsgebundenem Breitband.
Süleyman Karaman: Die Wirtschaftsweisen verkennen, dass 5G-Netze ohne Glasfasern nicht funktionieren werden. Schon heute sind Mobilfunknetze eigentlich Festnetze mit einer Funkschnittstelle. Auch in Zukunft gilt: Große Datenmengen können nur über Glasfasern zuverlässig und schnell weiter transportiert werden. Der Weg zu 5G führt über kleinräumige Mobilfunkzellen mit Anbindung an Glasfasernetze. Wegen ihrer niedrigen Sendeleistung eignen sich die Zellen vor allem für den Einsatz in Städten und schließen so die Versorgungslücken im Makronetz. Das ist wichtig, denn innovative Dienste und Anwendungen benötigen eine deutlich erweiterte Glasfaserinfrastruktur bis zu einem Festnetz- oder Drahtlos-Verteilpunkt.
Über Colt
Colt unterstützt Unternehmen bei ihrer digitalen Transformation mit agilen und On Demand Lösungen mit hoher Bandbreite. Das Colt IQ Network verbindet mehr als 850 Rechenzentren in den Wirtschaftszentren Europas, Asiens und Nordamerikas mit mehr als 27.500 Gebäuden, die an das Netzwerk angeschlossen sind